Biber

Biber in Rheinland-Pfalz, ja sogar bei uns im Kreis Bitburg-Prüm, also direkt vor der Haustür, das klingt geradezu unglaublich! Der Europäische Biber gilt nämlich bei uns seit etwa 1840 als ausgestorben. Dennoch ist dieser sympathische Nager wieder an unseren heimischen Gewässern anzutreffen. Bereits vor einigen Jahren gelangen Beobachtungen im Alfbachtal in der Nähe von Pronsfeld, nun auch im Irsental in der Nähe von Sevenig.

Das Auftauchen des Bibers verursacht nicht überall ein positives Echo. Die Dynamik, mit der er seinen Lebensraum an seine Bedürfnisse anpasst und somit zur lebendigen und naturnahen Gestaltung von Bächen, Flüssen und Auenlandschaften beiträgt, stößt vielerorts auf Widerstand. Insbesondere Landwirtschaft und Fischerei sehen in ihm einen Störenfried, der sie in der Nutzung der Gewässer und gewässernahen Flächen beeinträchtigt.

Der Biber wurde früher erbarmungslos gejagt und getötet. Das hatte mehrere Gründe: Zum einen hatte sein Pelz schon im Mittelalter einen hohen Wert zum anderen erklärten ihn Mönche wegen seines schuppigen Schwanzes und seiner Lebensweise im Wasser kurzerhand zum Fisch, wodurch sein Fleisch auch zur Fastenzeit gegessen werden durfte. Außerdem war er noch wegen des so genannten "Bibergeils" begehrt, ein Drüsensekret, dem heilende und potenzsteigernde Wirkungen nachgesagt wurde.

 

Biber halten keinen Winterschlaf

Biber sind die zweitgrößten Nagetiere der Welt - nur das südamerikanische Wasserschwein ist größer. Mit bis zu 1 Meter Körperlänge plus noch einmal 30 cm Schwanz erreichen die Tiere eine beträchtliche Größe und sind nicht mit dem viel kleineren Bisam zu verwechseln.Mit 25-30 kg wiegt ein Biber soviel wie ein Rehbock. Ganz typisch ist die "Kelle", der flache Schwanz mit dem der Biber nicht schwimmt (wie der Bisam), sondern nur steuert und die Körperwärme reguliert. Das Haarkleid ist extrem dicht, um vor Nässe und Kälte zu schützen: Auf einem Quadratzentimeter hat der Biber bis zu 23.000 Haare. Die einzelnen Haare sind mit winzigen Widerhaken versehen und hängen fest ineinander. So entstehen im Fell zahllose kleine Luftkammern, die isolierend wirken.

Die großen Nagezähne hören niemals auf zu wachsen. Der Biber muss daher stets Nagen, um die Zähne abzuwetzen. Er frisst die Rinde von Bäumen und fällt diese, um an die frischen Blätter und Zweige der Krone zu kommen. Das übrige harte Holz verwendet er zum Bauen von Staudämmen oder Burgen. Sein Gebiss muss also sehr stark sein: Seine Kaukraft erreicht 80 kg (der Mensch bringt es auf 40 kg). Im Sommer fressen Biber auch Uferstauden (wie Brennesseln) und Wiesenkräuter. Für den Winter legen sie sich unter Wasser Holzlager an, denn Biber halten keinen Winterschlaf und brauchen auch dann Nahrung.

 

Gelassenheit gegenüber völlig verbauten Gewässern

Anders als der Otter braucht der Biber keine naturnahen Gewässer zum überleben. Er schafft sie sich selbst! Deshalb spielte auch die Verbauung unserer Gewässer keine Rolle bei der Ausrottung, sondern ausschließlich die Jagd durch den Menschen. Da der Biber heute unter Schutz steht, kann er seine Leidenschaft als Baumeister und Landschaftsgestalter ausleben.

Aus gefällten Bäumen baut er in wenigen Nächten imposante Staudämme. Wenn das Bachwasser seitlich über die Böschungen in die Aue fließt, entstehen Biberseen. Auch diese werden mit Dämmen in die Höhe gestaut. So ist der Biber in seinem Element: Denn er ist ein Meisterschwimmer und Taucher, jedoch an Land stets vorsichtig und auf der Hut vor Feinden.

Durch seine Aktivität kehrt Dynamik in die Bachauen zurück, die überall natürliche Strukturen entstehen lässt. Bachbegradigungen oder Uferverbauungen werden rasch überformt, ohne dass der Mensch mit teurem Maschineneinsatz renaturieren müsste.