Gewässerschutz/Bachpatenschaft

Die NABU-Gruppe Südeifel hat 2003 eine Bachpatenschaft für den Ehlenzbach im Bereich der Gemarkung Plütscheid, Verbandsgemeinde Arzfeld, übernommen. Ausgangspunkt für das Entstehen der Bachpatenschaft waren die im regionalen Entwicklungsschwerpunkt Arzfeld vorgeschlagenen Aktivitäten zur Renaturierung der Fließgewässer. Vom Kulturamt Prüm wurde ein Konzept zur Renaturierung von ausgewählten Bachläufen erstellt, bei denen ein besonders großer Handlungsbedarf besteht, sowie eine Umsetzung von Renaturierungsmaßnahmen durch Flurbereinigungsverfahren oder durch die Kommunen über zu erbringende Kompensationsmaßnahmen möglich ist.

Ein Renaturierungskonzept wurde dabei unter anderem für den Ehlenzbach erstellt, da er sich von der Strukturgüte in einem sehr schlechten Zustand befindet. Durch das Engagement der VG Arzfeld zur möglichen Durchführung von Kompensationsmaßnahmen sowie der bereits angedachten Bachpatenschaft durch den NABU waren am Ehlenzbach sehr gute Voraussetzungen zur Realisierung von Renaturierungsmaßnahmen gegeben. Insbesondere durch den großen persönlichen Einsatz der Moderatorin Elke Zinke ist es dann zum Abschluß der Bachpatenschaft mit dem NABU Südeifel am 31.01.2003 gekommen.

Gründe für unsere NABU-Gruppe zur Übernahme der Bachpatenschaft am Ehlenzbach:

Ein Schwerpunkt der Naturschutzarbeit unserer NABU-Gruppe liegt im Bereich der Gewässer mit dem Ziel, die Bachläufe in einem guten naturschutzfachlichen Zustand zu erhalten, bzw. sie in diese Richtung zu entwickeln. Da beim Ehlenzbach sehr gute Aussichten zur Renaturierung eines begradigten und verbauten Baches bestehen, sind wir guter Hoffnung, hier wirkungsvoll etwas im Sinne des Naturschutzes erreichen zu können. Die Patenschaft am Ehlenzbach in der VG Arzfeld bietet darüber hinaus die Möglichkeit, unsere Aktivitäten in den bisher unterrepräsentierten Norden des Kreisgebietes auszuweiten. Unsere Gewässerspezialistin Frau Ingrid Hosdorf hat sofort ihre Unterstützung bei den anstehenden Aufgaben der Bachpatenschaft zugesagt, so dass wir ihr Fachwissen mit einbringen können. Mit Ewald Nickels und mir stehen zwei Personen als Ansprechpartner zur Verfügung, die das Projekt Bachpatenschaft verantwortlich betreuen und koordinieren.

Ziele für den Ehlenzbach:

Die wasserwirtschaftlichen Ziele für den Ehlenzbach werden über die Eigenschaften Strukturgüte und Wassergüte formuliert. Dabei sagt der Faktor Wassergüte etwas über die Qualität des Wassers aus. Der Faktor Strukturgüte befasst sich mit dem Gewässer und seinem Umfeld und sagt etwas über den Grad der Naturnähe des Bachlaufes aus. Die Wasserwirtschaftsverwaltung Rheinland-Pfalz hat für die Parameter Strukturgüte und Wassergüte die angestrebten Zielzustände formuliert.Bei der Wassergüte weist der Ehlenzbach im unteren Patenschaftsbereich die Stufe I - II (gering belastet) auf. Bei gering belasteten Gewässern handelt es sich um Abschnitte mit geringer anorganischer oder organischer Nährstoffzufuhr ohne nennswerte Sauerstoffzehrung. Mit dieser Gewässergüte erfüllt der Ehlenzbach die wasserwirtschaftlichen Anforderungen.

Für die Strukturgüte des Ehlenzbaches ist das wasserwirtschaftliche Ziel die Klasse 3. Gemäß der Strukturgütekartierung der Wasserwirtschaftsverwaltung entspricht der Optimalzustand eines Fließgewässers der Güteklasse 1 = "unverändert". Ein Bach dieser Güteklasse befindet sich in einem natürlichen Zustand. Das Umfeld des Baches besteht aus naturnahen Laubwäldern oder einem breiten ungenutzen Gewässerrandstreifen. Der Ehlenzbach hätte bei dieser Güte keine Ufer- und Sohlbefestigungen und würde in geschlängeltem bzw. mäandrierendem Verlauf durch das Tal fließen. Außerdem würde der Ehlenzbach durch ein mit naturnahem Laubwald bestocktes Bachtal fließen. Als Mindeststandard für die freie Landschaft wird die Güteklasse 3 = "mäßig verändert" gefordert.

Um die Güteklasse 3 zu erreichen müßten am Ehlenzbach mindestens folgende Maßnahmen durchgeführt werden: Die Sohl- und Uferbefestigungen müssten beseitigt werden, seitliche Randstreifen ausgewiesen und aus der Nutzung genommen werden. Damit könnte sich der Bach seitlich ausweiten und neue Strukturen entwickeln.Durch die Verbesserung der Struktur sollen nicht nur neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere geschaffen, sondern auch die Fließgeschwindigkeit verringert und der Wasserrückhalt im Bachtal erhöht werden.Momentan ist ein großer Teil der Abschnitte des Ehlenzbachs aber mit der Klasse 7 = "vollständig verändert" eingestuft und damit weit vom Zielzustand entfernt. Das Bild am Ende dieses Beitrages zeigt einen solchen vollständig veränderten Bachabschnitt.

Die naturschutzfachliche Zielvorstellung für den Ehlenzbach und das Tal sind in der Planung vernetzter Biotopsysteme dargestellt. Die Biotopsystemplanung ist eine Rahmenkonzeption, die folgende Ziele für den Ehlenzbach aufführt:

  • Entwicklung (Aufwertung / Renaturierung) des Baches von der Quelle bis zur VG-Grenze mit Ausnahme des Ortsbereiches.
  • Im südlichen Patenschaftsabschnitt sollen magere Wiesen und Weiden sowie Feuchtwiesen entwickelt werden. In diesem Bereich sollen auch drei westliche Zuflüsse durch Renaturierungsmaßnahmen entwickelt werden.
  • Ansonsten soll das Tal durch Grünlandnutzung offen gehalten werden.


Die wasserwirtschaftlichen Ziele stimmen weitgehend mit den naturschutzfachlichen Zielvorstellungen überein. Konkurrierende Vorstellungen der beiden Fachdisziplinen entstehen nur dadurch, dass der Ehlenzbach durch ein schmales Grünlandtal fließt, das teilweise nur beweidet werden kann. Hier kommt es zu Zielkonflikten zwischen den Renaturierungszielen der Wasserwirtschaft (= Naturnähe) und dem naturschutzfachlichen Ziel der Offenhaltung des Bachtales. Wir als Bachpaten werden uns dafür einsetzen, dass sämtliche Renaturierungsmaßnahmen, insbesondere auch unter naturschutzfachlichen Anforderungen, durchgeführt werden.